Alti Fasnet statt neuem Karneval

Dem durchschnittlichen Rheinischen Jecken, aber auch den meisten anderen Karnevalisten, Faschingsliebhabern und Fasnächtlern dieses Landes ist das närrische Treiben, welches nach Aschermittwoch im äußersten Südwesten der Republik und im benachbarten Basel ausbricht, etwas suspekt.

Nachdem wir im Bekanntenkreis verkündeten, am Samstag zur Fasnacht in meine Heimat aufbrechen zu wollen, sahen sich selbst die dieser Art von Vergnügen eher unemotional gegenüberstehenden Berliner Bekannten dazu genötigt, eine Augenbraue leicht nach oben zu ziehen. Und die nach dem Aschermittwoch schon etwas ausgelaugt daherkommenden Exil-Rheinländer betrachten das Ganze eh als äußerst ketzerische Umtriebe, über die man besser indigniert hinwegsieht.

Ob wir da nicht eine Woche zu spät kommen würden war dann auch meistens die mitleidige Frage.  Nein, tun wir nicht!

Da sich in einigen renitenten Südbadischen Landgemeinden und der Stadt Basel anno dazumal keiner um den päpstlichen Beschluss des Konzils von Benevent aus dem Jahre 1091, die Sonntage künftig nicht mehr in die Fastenzeit mit einzubeziehen, scherte, wird dort die Fasnacht noch nach der alten Zählweise eine Woche später gefeiert, und das vor allem in Basel schon seit Jahrhunderten; die „alte Fasnacht“ eben.

Nachdem dort nächste Woche also alle in malerischen Kostümen (in Basel „Masken“ genannt) mit Holz- und Pappmache-Masken (in Basel „Larven“ genannt) durch die Gegend laufen und eine Menge Lärm mittels streng geordneter, aber auch rhythmisch kakofonischer Guggemusik veranstalten, zieht es uns mal wieder dort „runter“ und wir werden Fotografieren bis der Arzt kommt. Es handelt sich quasi um ein optisches Gourmetmenü für alle geneigten Fotografen.

Besonderer Tipp für Fotografen, die hart im nehmen sind und eine durchgemachte Nacht nicht scheuen: Der fasnächtliche Dreisprung im Dreiländereck, sozusagen die Königsdisziplin.

    • Am Sonntag nach Aschermittwoch findet in Weil am Rhein einer der größten Umzüge der Schwäbisch-Allemannischen Fasnacht statt, bei dem viele sehenswerte Kostüme mit den traditionellen Holzmasken zu sehen und natürlich zu fotografieren sind.
    • Abends trifft man sich dann am Fasnachtsfeuer, z. B. auf dem Berg bei Tüllingen, bei dem sich unter anderem das traditionelle Feuerscheibenschlagen trefflich für fotografische Experimente eignet (wer mag, kann dort auch gerne selber ein paar Scheiben ins Tal befördern).
  • Anschließend geht es dann, als Höhepunkt, über die Grenze in die Innenstadt von Basel, wo exakt um vier Uhr in der Früh alle Lichter ausgehen und es heißt: „Morgestraich vorwärts marsch!“ Daraufhin setzen sich tausende von Trommlern und Pfeiffern mit auf dem Kopf befestigten Laternen in Bewegung und verwandeln die Gassen der Stadt in ein mystisches Lichtermeer.

Meine Schwiegermutter aus Hessen fand es eher apokalyptisch und ergriff die Flucht, aber vieles im Leben ist eben Ansichtssache. Vom Lärmpegel her braucht sich das ganze Spektakel jedenfalls nicht vor Berliner Underground-Techno -Clubs zu verstecken. Hervorragend geeignet ist dieses Szenario übrigens, um sich mit dem Thema „available light“ auseinanderzusetzen und, wenn es klappt, auch um die ein oder andere stimmungsvolle Aufnahme mit nach Hause zu nehmen.

So, wir machen uns dann mal auf den Weg in den Süden und in einer Woche berichten wir ob wir alles ohne Hörsturz überstanden haben und wie es fotografisch so war. Bis dahin wünschen wir euch gut Licht und viel Spaß beim Fotografieren.

Hallo, mein Name ist Christian - Projektmanager und Autor, ich plane und betreue unsere Auftrags- und Kundenprojekte und verfasse, in Zusammenarbeit mit Kyra, als Autor die meisten Texte und Beiträge rund um unsere Praxisbücher zur Fotografie und Bildbearbeitung.

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