
So, eine Woche ist es jetzt tatsächlich schon wieder her, dass wir aus Marrakesch zurückgekehrt sind. Jetzt wird es endlich Zeit, hier mal etwas darüber zu berichten. Leider hatte uns diese Woche ein fieses Virus erwischt, daher das etwas verspätete Post.
Eine Woche in der roten Stadt mit ihren Moscheen, Gärten und Souks hatten wir also vor uns. Wir waren mehr als gespannt, denn es war für uns nicht nur seit langem die erste Arabische Stadt, die wir bereisten, sondern auch ein Zusammentreffen mit Teilen unserer Marokkanischen (Stief)-Familie. Für Spannung und Vorfreude war also reichlich gesorgt.
Um von der Brennweite her flexibel zu sein und in den engen Gässchen der Medina fotografieren zu können, ohne allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen, haben wir ein 18-200mm-Superzoomobjektiv mitgenommen. Hochwertig genug, um bei den Bildern (fast) keine Kompromisse eingehen zu müssen, ausreichend handlich, sehr flexibel bei der Auswahl des Bildausschnitts und eben auch nicht ganz so auffällig wie ein Spitzentele mit hoher Lichtstärke. Ein typisches Reiseobjektiv eben.

Von uns aus konnte es also sofort los gehen. Die optisch am meisten ins Auge stechenden Sehenswürdigkeiten haben wir dann auch gleich am ersten Abend kennengelernt, als da wären die 800 Jahre alte Koutoubia-Moschee und natürlich der Platz der Plätze, der Platz der Enthaupteten, der Djeema el Fna. Optisch handelt es sich bei letzterem eher um ein unglaubliches Tohuwabohu aus Essensständen, Gauklern, Schlangenbeschwörern und fliegenden Händlern, immer umwabert von einer Wolke aus Qualm aus den dort befindlichen Bratereien.
Ein wahrlich märchenhaftes Spektakel, das dem Fotografen aber immer wieder neue Herausforderungen vorgibt. Manche Personen lassen sich gerne fotografieren, erwarten aber eigentlich immer einen kleinen Obulus dafür, was aber okay ist, denn dafür werfen sie sich dann auch richtig in Pose und es besteht die Möglichkeit, problemlos schöne oder auch mal skurrile Bilder zu machen. Entgegen dem, was uns vor der Reise so erzählt wurde, haben sich alle mit maximal 5 Dirham, das sind so ungefähr 50 Cent, zufriedengegeben.
Dann gibt es wiederum Menschen, die auf keinen Fall abgelichtet werden möchten. Vor allem bei Frauen ist diese Ablehnung sehr verbreitet, was unter anderem auch im moslemischen Glauben begründet liegt. Wobei ich mir manchmal selber vorstelle, wie das wäre, wenn plötzlich jede Menge Touristen anfangen würden, mich völlig ungeniert beim Einkaufen auf dem Supermarktparkplatz fotografieren zu wollen. Okay, religiöse Vorbehalte hätte ich wohl eher nicht, aber etwas doof aus der Wäsche schauen würde ich wohl auch schon, von wegen Privatsphäre und so. Mal abgesehen davon, dass ich in Deutschland als Profi für derartige Aktionen sowieso ein Modelrelease benötigen würde.
Also, wer nicht fotografiert werden will, wird auch nicht fotografiert, das gilt auch für Marokko. Und dann gibt es natürlich noch die Aufnahmen, bei denen man einfach mal so aus der Hüfte den Auslöser drückt, wobei wir das meistens machen, um Szenarien aufzunehmen und eher nicht um Leute aus der Nähe abzulichten, siehe oben. Na ja, manchmal macht die Leute was sie nicht wissen aber eben auch einfach nicht heiß…hüstel.
Umgeben ist der Platz von allerlei Kaffees und Bistros von deren Dächern – die in Marrakesch grundsätzlich flach sind – man einen hervorragenden Blick auf das ganze Spektakel hat (der Balkon des Café de France ist da sehr zu empfehlen). Wir konnten dort in aller Ruhe unser Stativ aufbauen und bei einem leckeren Thé de Menthe völlig stressfrei das unter uns brodelnde Spektakel genießen und natürlich auch auf den Chip bannen. Wenn es dann noch einen netten Sonnenuntergang und ein malerisches Stadtbild dazu gibt, ist die Welt des Fotografen doch sehr in Ordnung. Etwas tiefer in die Medina mit ihren Bauten und Geheimnissen tauchen wir dann im nächsten Post ein.
Herzliche Grüße
Kyra & Christian