Aufnahmetipps und Hintergrundinfos zur Autocross-Fotografie
Was macht man am ersten richtig schönen Aprilwochenende nach einem langen und finsteren Winter? Na klar, man lässt sich mit Staub und Dreck bewerfen. Und wo geht das an diesem Wochenende am besten? In Groß-Dölln. Wo um Himmels willen liegt das denn, werden sich jetzt einige fragen, und wir müssen zugeben, dass wir das bis vor ein paar Tagen auch noch nicht wussten. Also, bei Groß Dölln nahe Templin in Brandenburg liegt ein ehemaliger Russischer Militärflugplatz. Laut Wikipedia war das mal der Größte seiner Art in ganz Europa, inklusive Atomwaffenlager, brrr, irgendwie gruselig die Vorstellung, dass die im schlimmsten Fall mal für uns bestimmt waren.
Heute geht es auf dem riesigen Areal zum Glück wesentlich friedlicher zu. Zum einen wird dort der größte Solarpark Deutschlands gebaut und zum anderen geht die PS-Fraktion dort ungestört ihrem röhrenden Hobby nach. Abseits fast jeglicher Zivilisation liegt dort im märkischen Sand nämlich auch das Drivingcenter Groß Dölln, ein recht großes Motorsportzentrum auf dem auch diverse Rennen ausgetragen werden. Genau dort fand am Sonntag der erste Lauf zur Deutschen Autocross-Meisterschaft statt. Zeit also, bei der Kamera die kurzen Verschlusszeiten und Serienbildfunktion auszupacken oder auch den ein oder anderen netten Mitzieher zu wagen.
Gesagt getan, nachdem wir durch die endlosen Solaranalgenfelder regelrecht hindurch gefahren waren, tauchte die Rennstrecke samt Fahrerlager auf. Wobei die Zahl der Besucher nicht ganz so groß war, wie wir es sonst von derartigen Veranstaltungen gewohnt sind. Sei`s drum, dafür hatten wir bessere Chancen, die besten Stellen fürs Fotografieren der wilden Jagd über die staubige Piste zu besetzen. Fotografengedrängel gab es hier jedenfalls wirklich keines.
So konnten wir von der Haupttribüne (na ja, eigentlich war es ein eher aufgeschütteter Dreckbuckel) direkt vor der Offroadpiste Position beziehen und die Fahrzeuge frontal ganz gut ins Visier nehmen. Um noch mehr Dynamik ins Bild zu bringen und dem Betrachter etwas von der Power zu vermitteln, die diese Gefährte auf die Piste bringen, erwies sich die Einfahrt in eine Kurve als gut geeignet. An besagter Stelle spritzte die von den Fahrzeugen aufgewirbelte Erde besonders gut hoch und die sich dynamisch drehenden Räder tragen zum Actioneindruck ihr Übriges bei.
Na und dann gibt’s ja auch noch den Mitzieher, bei dem mit etwas längerer Belichtungszeit das Fahrzeug anvisiert und mitverfolgt wird. Während des Schwenkens der Kamera wird der Auslöser gedrückt. So entstehen Aufnahmen mit scharf abgebildetem Fahrzeug und dynamisch verwischtem Hintergrund. Aufgrund der längeren Belichtungszeit werden auch die sich drehenden Räder verwischt abgebildet. Bei der Canon (wir hatten für die aktuellen Buchprojekte gerade die EOS 700D und EOS 100D am Start) verwenden wir zudem auch gerne die kontinuierliche Autofokuseinstellung AI Servo, bei einer Nikon wäre es dementsprechend die Einstellung AF-C in Kombination mit der Messfeldsteuerung Dynamisch.
Beim Mitziehen ist dann die Routine und das Geschick des Fotografen gefragt, denn es gilt, die Kamera gleichmäßig im selben Tempo wie das Rennfahrzeug mitzuziehen, was schon eine gewisse Übung erfordert aber eben auch zu klasse Ergebnissen führt.
Die besten Erfahrungen haben wir für die Mitzieher mit Belichtungszeiten zwischen 1/60 – 1/250 Sekunde gemacht. Den Rest gilt es, sich „on location“ zu erarbeiten. Rundstreckenrennen haben ja den Vorteil, dass die Fahrzeuge immer wieder am Fotografen vorbeigefahren kommen und das auch noch ungefähr in derselben Position und mit gleicher Geschwindigkeit. Da kann man dann schon mal etwas üben. Bei Aufnahmen schneller Tiere in der Natur ist das ungleich schwieriger, die rennen ja nur höchst selten immer die gleiche Strecke ab.
Also nochmal kurz die wichtigsten Punkte:
- Optimale Position suchen, das ist oft an Kurven. Für Mitzieher mit Wischeffekt sollten die Fahrzeuge seitlich an einem vorbeifahren.
- Für eingefrorene Bewegungen im Modus Av bzw. A kurze Belichtungszeiten wählen. 1/1000 bis 1/2000 Sek. geht bei normalen Lichtverhältnissen meistens ganz gut.
- Für Mitzieher Belichtungszeiten zwischen 1/250 und 1/60 Sek. ausprobieren und sich etwas auf die vorbeifahrenden Gefährte einschießen. Wichtig ist, mit ruhiger Hand das heranbrausende Ungetüm in den Fokus zu nehmen und dann die Kamera gleichmäßig mitzuziehen. Das rechtzeitige Auslösen, am besten gleich einer ganzen Bilderserie, natürlich vor lauter Aufregung nicht vergessen.
- Für beide Situationen eignet sich die Funktion AI Servo bzw. AF-C, da der Autofokus hier beständig auf das bewegte Objekt nachfokussiert.
So, wir hoffen der kleine Exkurs an die Dirt-Track Rennstrecke hat euch gefallen, morgen geht es dann wieder in die Natur. Die Moorfrösche warten schon.