Immer wieder ein Hit auf unserer fotografischen Jahresagenda ist das international renommierte „Festival of Lights“ hier in Berlin. Für den „Available Light“-Fotografen ein wahrer Leckerbissen. Und zudem noch sehr praktisch mit der täglichen Arbeit unter einen Hut zu bringen, denn so richtig los geht es erst mit Einbruch der Dunkelheit. Zur blauen Stunde vor Ort zu sein reicht völlig aus, und dann gibt es ein open end bis des nachts die Projektoren ausgeschaltet werden.
Und auch dieses Jahr sind wir keineswegs enttäuscht worden. Als besonders beeindruckend haben wir den Berliner Dom erlebt, dessen Illumination dieses Jahr offensichtlich von Sponsoren aus dem Lande von Tafelspitz, Wiener Schnitzel und Topfengolatsche finanziert zu sein worden scheint. Da wir den Austrischen Landen sehr verbunden sind und dort ja auch eine ganze Weile gelebt haben, hat uns das natürlich besonders gefreut. Zumal die Beleuchtung der Domfassade den Lichtkünstlern, trotz dezenter Hinweise auf die famosen Wintersportmöglichkeiten ihrer Heimat, auch sehr gelungen war.
Weitere Highlights gab es auf dem Gendarmenmarkt, wo vor allem das Konzerthaus sehr kreativ in Szene gesetzt worden war. Aber auch das Mosaikenhaus der Firma Siemens, das ehemalige Flughafenentree in Tempelhof, der Leuchtturm am Alex waren es definitiv wert davor die Stative aufzubauen.
Die Beleuchtung des Kollhoff-Towers am Potsdamer Platz kam uns anfangs etwas seltsam „munkelig“ vor, nachdem wir aber den richtigen Blickwinkel gefunden hatten und der Himmel durch den Weißabgleich in einer seltsam schmutzigen Matschbraunfärbung abgebildet wurde, entwickelte sich daraus eine richtig spannende Aufnahme. Irgendwie bedrohlich und mit einer gewissen Untergangsstimmung, wie wir sie aus manchen morbiden Science Fiction Streifen kennen.
Ach ja, und die Wächter der Zeit wollen wir natürlich auch nicht vergessen zu erwähnen. Diese fünf karminroten Gestalten, die etwas an vom Vatikan adoptierte Jedi-Ritter erinnerten, gaben den Orten der illuminierten Baudenkmäler einen zusätzlichen mystischen Touch.
Wobei das Gekloppe und Geschiebe zwischen den sich traubenförmig vor den Figuren ballenden Horden von Hobbyfotografen teilweise schon etwas Skurriles an sich hatte. Vor allem, wenn sich ein unbedarfter und sich keiner Schuld bewusster Kompaktkamerabesitzer mangels ausreichender Zoomfunktion zu nah an das Szenario heran wagte und dann auch noch anfing seinen Blitz zu verwenden, kochte die Stimmung in der Phalanx der Stativler regelmäßig hoch. Was in leicht gestresste Empörung und je nach Temperament des DSLR-Besitzers in lautstarken Zurechtweisungen resultierte.
Mir hat es durchaus Spaß gemacht, das Bollyhoo einfach nur von außen zu beobachten. Allerdings, entgehen lassen wollten wir uns die Möglichkeit natürlich auch nicht (typisch: erst meckern und dann doch mitmachen, man will ja nichts verpassen ;-)). Also habe ich Kyra, die in solchen Situationen einfach Nervenstärker als ich agiert, vorgeschickt, die sich dann ganz beachtlich geschlagen, einen brauchbaren Platz vor den Wächtern erobert und die Pflichtbilder in professionell Manier auf den Sensor gebannt hat.
Gesetzt den Fall, dass die meisten der dort anwesenden Fotoenthusiasten eine ordentliche Aufnahme hinbekommen haben, müsste es diese Woche auf Deutschen Festplatten und überhaupt auf den Datenträgern der Welt nur so von Dateien fast exakt mit den gleichen Aufnahmen und Motivausschnitten nur so wimmeln. Ein irgendwie belustigender Gedanke.
Anyway, das Festival of Lights hat sich in jeder Hinsicht gelohnt und wir werden uns auch nächstes Jahr wieder mit Kamera und Stativ ins Getümmel stürzen.