Letztes Wochenende haben wir es uns trotz äußerst unbeständigen Wetters nicht nehmen lassen, in ein Waldgebiet südwestlich von Berlin zu fahren. Dort liegt die Rennstrecke des MCC Schenkenhorst, auf der die Läufe zur Berlin-Brandenburgischen Meisterschaft im Motocross (LMBB 85), zum Deutschen Motocross-Pokal MX1 und das Finale der Deutschen Meisterschaft 2015 im Seitenwagen-Motocross stattgefunden haben. Das Wetter war richtig schön unberechenbar und wechselte alle Viertelstunde zwischen Sonne, bedrohlich aussehenden dunklen Wolkenbergen und den dazugehörigen heftigen Schauern, so dass sich die Rennstrecke in eine richtig schöne Matschkuhle verwandelte. Wir sahen am Ende dann auch entsprechend Dreckverkrustet aus, zumal die Fahrer beim Beschleunigen natürlich keine Rücksicht auf bedauernswerte an der Strecke im Schlamm stehende Fotografen nehmen konnten, und uns die nassen Sandklumpen nur so um die Ohren gezischt sind. Nun ja, wer will`s ihnen verdenken, Sie hatten schließlich eine Meisterschaft zu gewinnen.
Eine Erkenntnis, die wir aus Schenkenhorst mitgenommen haben ist, dass gerade bei derartigen, fiesen Wetterverhältnissen, sehr dramatische Bilder entstehen, bei denen die Fahrer auch mal ganz außergewöhnlich dargestellt werden können. Zum Beispiel mit Regentropfen im Bild, von der Sonne angestrahlt vor finsteren Wolkengebirgen oder auch aus der Nähe spektakulär angeblitzt vor dunklem Hintergrund. Letzteres gelingt natürlich nur, wenn Sie akkreditiert sind, auf die Rennstrecke hinauf dürfen und den Mut mitbringen, sich an einer Kurve wirklich direkt neben die vorbeiröhrenden Maschinen zu stellen. Da wird einem dann schlagartig bewusst, warum man vorher den Veranstalter schriftlich von jeglicher Haftung freigestellt hat. Aber was tut man nicht alles für ein spektakuläres Bild.
Wichtig ist bei Regenwetter, dass Sie Ihre Ausrüstung entsprechend schützen. Zu zweit hat es sich bewährt, wenn einer fotografiert und der andere den Regenschirmträger-Assi spielt (bei zwei Fotografen darf dann natürlich auch gerne mal abgewechselt werden). Es geht aber erprobter maßen auch, alleine einen leichten Schirm in die rechte Hand zu nehmen. Dann ist es immer noch möglich, mit rechts auszulösen und mit den Fingern der linken Hand den Zoomring zu bedienen. Etwas tricky, aber die Ausrüstung bleibt weitgehend trocken.
Das ganze Unternehmen war also für uns Fotografen eher ungemütlich, aber dafür konnten wir eben auch etwas andere Bilder als nur die üblichen Schönwetteraufnahmen mit nach Hause nehmen. Und nach einem warmen Vollbad, ist dann auch wieder das persönliche Wohlbefinden der Fotografen im Lot.
Übrigens, dabei hatten wir, unter anderem, die brandneue EOS 5Ds R, die gerade aufgrund der irren Auflösung von 50,4 MP ja nicht unbedingt als Action-Kamera an den Start gegangen ist. Selbst auf einer Einführungsveranstaltung von Canon hieß es, dass sie dafür nun nicht gerade gebaut worden sei.
Das hat uns gleich mal provoziert, O-Ton Kyra nach der Veranstaltung: „Sport muss auch mit dem Ding möglich sein“. Jawoll, gesagt getan, und so haben wir uns nach Erhalt der Kamera schnurstracks mit der 5Ds R auf die MX-Rennstrecke begeben, denn in unserem in Entstehung befindlichen Buch zur 5Ds/5Ds R soll es eben nicht nur um die Paradedisziplinen der beiden Kameras gehen, sondern auch darum, was sie bei den vermeintlich schwächeren Disziplinen zu leisten im Stande sind, und was zu tun ist, um auch dort ein Optimum an Bildqualität zu erzielen.
Fragestellung: „Wie schlägt sich der Pixelbolide bei einer solch wilden Hatz über den MX-Parcours, wenn wir uns wirklich Mühe geben“. Und was sollen wir sagen, sehen Sie sich die Bilder an, es hat super funktioniert. Eigentlich war es selbst für uns notorische Optimisten erstaunlich, dass wir mit der 5Ds R an die Sache genauso unkompliziert herangehen konnten, wie wir es von anderen, typischen Sportkameras wie der EOS 7D Mark II, gewohnt sind.
Auch wenn sie hinsichtlich der Bildfolge natürlich nicht ganz so schnell wie eine EOS 1D X oder 7D Mark II ist, das Pixelmonster 5Ds R schlägt sich insgesamt beachtlich und liefert 1a-Sportbilder und das mit einer gewaltigen Detailauflösung. Erstaunt hat uns, dass die Kamera, trotz der großen zu verarbeitenden Datenmengen, in der Lage war, bei höchster Seriengeschwindigkeit immerhin 12 RAW-Bilder in Reihe zu generieren, bevor der Pufferspeicher voll war. Ein sehr respektabler Wert. Davon abgesehen neigen wir sowieso eher dazu, lieber im richtigen Moment abzudrücken, statt wie wild das Dauerfeuer laufen zu lassen. Spätestens beim Sortieren der Bilder daheim am Computer wissen Sie, warum das so ist.
Die EOS 70D, eine Kamera, die wir sehr schätzen und die wir zum Vergleich dabei hatten, zeigte eigentlich keine echten Vorteile, außer, dass sie etwas leichter und -räusper- fast 3000 EUR günstiger zu erwerben ist. Letztlich ging es uns ja aber vor allem darum zu zeigen, dass es durchaus möglich ist, die EOS 5Ds R als Allroundkamera auch im Bereich schnell bewegter und actionreicher Motive einzusetzen, auch wenn Sie selbstverständlich nie die Nummer eins für professionelle Sportfotografen werden wird.
Wer aber als Studio-, Landschafts, oder Architekturfotograf hin und wieder doch mal was zügig Bewegtes fotografieren möchte, kann da unserer Meinung nach durchaus auch dieses Arbeitspferd mit dem an Pixeln so dicht besetzten Vollformatsensor verwenden. Und, wie vorher schon erwähnt, keine Kamera die wir bis jetzt am Start hatten, bringt eine solche Detailtreue ins Bild. Beim Herausvergrößern sind sogar die kleinsten Schriftzüge auf den Rennanzügen der Fahrer deutlich zu lesen. Wenn Sie also mal eine Actionaufnahme fürs Poster oder ein großes Werbeplakat in sehr detailreicher Qualität benötigen…scheuen Sie sich nicht, mit der 5Ds R an den Start zu gehen. Wir waren wirklich schwer beeindruckt. Ach ja, als Optik haben wir an der 5 Ds R das Canon EF 70-200 mm / 1:2,8 L USM Objektiv verwendet, die Kombi ist definitiv zu empfehlen.